Exkursion in die Vergangenheit

Auf den Spuren der Vergangenheit: Exkursion nach Warstein

Seit Oktober 2017 findet an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld ein Seminar „Historische Erkundungen am Beispiel der Eugenik im Nationalsozialismus – eine Aufarbeitung in der Stiftung Eben-Ezer“ statt. Im Rahmen dieses Seminars wurde am 21. November 2018 eine Exkursion zur LWL-Klinik in Warstein durchgeführt. Insgesamt nahmen 34 Personen teil, darunter 25 interessierte Mitarbeitende der Stiftung. Bei den restlichen Teilnehmern handelte es sich um Studierende der FH Bielefeld. Nach rund zweistündiger Fahrzeit erreichte der Bus sein Ziel, und die Gruppe wurde von Helmut Monzlinger in Empfang genommen. Herr Monzlinger ist seit 45 Jahren in den LWL-Einrichtungen in Warstein tätig und hat sich umfassend mit deren Geschichte beschäftigt. Im Festsaal hielt er einen beeindruckenden Vortrag über die Entwicklung der LWL-Psychiatrie von den späten 1920er Jahren bis ins Jahr 1945. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, das mit der Verbalisierung um Wert und Unwert menschlichen Lebens begann. „Bis 1945 sind in Warstein 2.686 Anzeigen auf Unfruchtbarmachung dokumentiert – 888 davon mündeten in erbgesundheitsgerichtlichen Verfahren, die dann bei 799 Männern und Frauen dieser Einrichtungen zu diesen unmenschlichen Operationen führten. Nicht wenige starben an den Folgen dieser Operationen – die Zahl der Männer und Frauen, deren Stigmatisierung sie noch in der späteren Nachkriegszeit in den Freitod führte, ist nicht bekannt“, bezifferte Monzlinger in seinem Vortrag die Dimension des menschenverachtenden Unrechts, das hier begangen wurde. Auch aus Eben-Ezer wurden über 60 Menschen in die damals so genannte Provinzial-Heilanstalt verlegt (siehe dazu auch FORUM Nr. 1/2018 und www.eben-ezer.de/geschichte/digitales-gedenkbuch). Die Teilnehmer der Exkursion reagierten zum Teil mit großer Betroffenheit auf die Ausführungen des Experten. Wie groß das Interesse an diesem Teil deutscher Geschichte bei den Anwesenden war, zeigten die zahlreichen Fragen, die im Nachgang gestellt wurden. Fragen, die darauf schließen ließen, dass sich die Teilnehmer bereits im Vorfeld intensiv mit dem Thema beschäftigt hatten. Im Anschluss an den Vortrag besichtigte die Gruppe das Psychiatrie-Museum vor Ort, in dem Bereiche des Alltags der damaligen Patienten nachgestellt wurden. Danach ging es zur Treise-Kapelle, die 1985 zur Gedenkstätte der Opfer der Euthanasie in Warstein wurde. 2012 wurden hier kleine Täfelchen mit den Namen der Opfer angebraucht, um diese aus der Anonymität zu befreien. Ein ähnliches Mahnmal befindet sich seit 2017 auch auf dem Gelände der Stiftung in Alt Eben-Ezer. Beeindruckt von den Erlebnissen dieses Tages machten sich die Teilnehmer auf den Weg nach Hause.

Für dieses Jahr ist am 5. September eine Fahrt zur Gedenkstätte Hadamar geplant. Informationen dazu gibt es bei Claudia Baumhöfener, E-Mail claudia.baumhoefener@eben-ezer.de und Aileen Reineke, E-Mail: aileen.reineke@eben-ezer.de.

Mehr Informationen zur Treise-Kapelle finden Sie  hier

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