Bibergeil und Mädesüß - eine Apotheke aus dem Mittelalter im Museum Brake

Multimedial durch die Renaissance in Lippe

Graf Simon zur Lippe war von blauem Blut, hochgebildet und gut vernetzt im europäischen Hochadel. Der Zeit entsprechend war das Leben für Adlige kostspielig. So hinterließ er seinen zehn Kindern einen großen Schuldenberg – nach heutigem Maßstab wohl ein paar Milliarden schwer. Diese und viele weitere spannende Geschichten aus dem Mittelalter erfuhren die Klientinnen und Mitarbeiter vom Büro für Leichte Sprache der Stiftung Eben-Ezer bei einer Erlebnisführung durch das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo. Der Bauherr des Renaissanceschlosses Graf Simon VI. war als Gesandter, Hofrat und Kunstagent Kaiser Rudolfs II. oft in Prag und in den Niederlanden. Er besaß eine Gemäldesammlung und eine umfangreiche Bibliothek. Von seinem Schlossturm aus beobachtete er die Sterne. Demnächst wird diese historische Persönlichkeit in einer App zum Leben erweckt und gibt in seiner Rolle dem interessierten Nutzer interessante Einblicke in die Politik des ausgehenden Mittelalters. Neben Graf Simon werden weitere schillernde Persönlichkeiten aus anderen Weserrenaissance Hochburgen in der Region in kurzen, informativen Filmen auf dieser App vorgestellt, z.B. Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, Anna von Canstein und Jost Ziegenhirt.

Ziel ist dieses neuen Projektes des Lippischen Heimatbundes ist es, Lippern und Besuchern das Erbe der Weserrenaissance näher zu bringen. Das „Portal Weserrenaissance“ soll vor allem mehr Menschen zu den historischen Stätten locken, die sich zum Teil in öffentlicher Hand befinden und Museen beherbergen, zum Teil in privatem Besitz sind. Zu Anfang sollen zehn Gebäude der Weserrenaissance zugänglich gemacht und zu einem Netzwerk untereinander verbunden werden. Man muss durch die moderne Technik die Gebäude nicht zwangsläufig betreten, sondern kann sich vor den Toren informieren und eventuell zu anderen Sehenswürdigkeiten weiterleiten lassen. Man kann sich auf eine digitale Entdeckungstour begeben, etwa mit einer interaktiven Karte im Foyer des Museums in Brake. Mit einem Wisch öffnen sich Informationen über das ausgewählte Weserrenaissance-Gebäude. Vertiefendes Wissen gibt es dann im Internet.

Was hat dieses neue Angebot, das in rund zwei Jahren an den Start gehen soll, mit dem Büro für Leichte Sprache zu tun? Wichtig ist den Initiatoren um Dr. Vera Lüpkes und Dr. Michael Bischoff, dass es sich um ein inklusives Projekt handelt. Das heißt, auch Menschen mit Behinderungen sollen daran teilnehmen können, es soll möglichst barrierefrei sein. Eine große Barriere in der Kommunikation ist die Verwendung von schwerer Sprache. Damit Menschen, die nicht oder kaum lesen und schreiben können, die Inhalte dieser App verstehen können, werden alle gesprochenen und geschriebenen Texte in Leichte Sprache übertragen. Diese Aufgabe übernimmt das Büro für Leichte Sprache der Stiftung Eben-Ezer. Dieser Aspekt war auch ein Grund dafür, warum der Bewilligungsbescheid des Heimatministeriums zur Finanzierung des Projektes so schnell eintraf – überreicht von Heimatministerin Ina Scharrenbach persönlich.

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