Eben-Ezer im Dialog mit der Politik

NRW inklusiv - das Programm der Landesregierung sucht den Dialog mit der Praxis. Das hatte der Beauftragte der Landesregierung für die Belange behinderter Menschen, Norbert Killewald, bei seinem Vortrag in der Stiftung Eben-Ezer unterstrichen. Die Stiftung sucht diesen Dialog mit möglichst vielen Politikern mit dem Ziel, Innovation in der Arbeit mit und für behinderte Menschen zu befördern, ohne bewährte Strukturen aufzulösen. Drei NRW-Politiker haben im Abstand von ein paar Wochen die Einladung der Stiftung zu einem Besuch angenommen. Den Anfang machte im Januar Günter Garbrecht, SPD Landtagsabgeordneter aus Bielefeld und Vorsitzender im Sozialausschuss der Landesregierung. Garbrecht lernte den Schwerbehindertenbereich der Stiftung und das HAUS DER VIELFALT in der Lemgoer Innenstadt kennen.

Am 18. Februar besuchte Norbert Killewald, der Beauftragte der Landesregierung für die Belange behinderter Menschen, Eben-Ezer und hielt einen Vortrag im Kirchlichen Zentrum (wir berichteten).Der Theologische Direktor der Stiftung, Pastor Hermann Adam ist Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft "Signet NRW barrierefrei" und steht so im engen Kontakt mit dem Beauftragten der Landesregierung für die Belange behinderter Menschen.

Anfang März hatte Jürgen Berghahn, Mitglied des Landtags und zuständig für den Wahlkreis Lippe 2 (Barntrup, Blomberg, Dörentrup, Extertal, Kalletal, Lemgo und Lüdge) einen ganzen Tag lang für die Stiftung reserviert. Udo Zippel, Kaufmännischer Direktor der Stiftung begleitete Jürgen Berghahn in die Stiftungsbereiche Topehlen-Schule, Medizinisch-Psychologisch-Therapeutisches Zentrum und die Werkstatt für behinderte Menschen. Mit dem Besuch in der Kindertagesstätte Stiftstraße und bei Kurt Witte, der die ambulante Betreuung durch die Stiftung wahrnimmt, erlebte der Parlamentarier eine beeindruckende Bandbreite der Dienste Eben-Ezers.

Jürgen Berghahn traf auch den Vorsitzenden des Vereins "Freunde der Stiftung Eben-Ezer", Herrn Hans Pohl, der ihn herzlich als neues Mitglied in dem Förderverein begrüßte, der aktuell 120 Mitglieder zählt. Auch Berghahns Vorgänger im Landtag Reinhard Wilmbusse, Walter Kern und Ina Meise-Laukamp sind Mitglieder bei den "Freunden" ebenso wie Dirk Becker als Bundestagsmitglied. Sie unterstützen die Stiftungsarbeit durch Netzwerke und Mitgliedsbeiträge.

Im Gespräch über die Zukunft der Eingliederungshilfe sowohl mit Günter Garbrecht, Norbert Killewald und aktuell auch mit Jürgen Berghahn äußerten die Vorstände der Stiftung, Pastor Hermann Adam und Udo Zippel, Bedenken. Wenn die personenzentrierte Förderung - wie es die Arbeits- und Sozialministerkonferenz anstrebt - perspektivisch die Finanzierung der Einrichtungen im Ganzen mit ihren personenübergreifenden Angeboten ablösen soll, würde dies vielen assistenzbedürftigen Menschen nicht gerecht, denn die notwendige Budgetassistenz, die geistig behinderte Menschen in der Regel brauchen, sei ohne erhöhte Bürokratie schwer vorstellbar. Wahrscheinlich sei eine Verringerung des Maßes an persönlicher Zuwendung für den einzelnen. Adam und Zippel kritisierten die Verbrämung der Sparabsichten in der Diskussion um Inklusion und Selbstbestimmung geistig behinderter Menschen. Wem über seine Möglichkeiten hinweg Verantwortung abverlangt werde, der gerate in eine prekäre Lage.

Die Gesellschaft müsse mehr in Eingliederungshilfe investieren, weil es mehr behinderte Menschen gebe und diese auch eine steigende Lebenserwartung hätten, nicht weil der Einzelne mehr an Leistungen erhalten soll. Die Politiker nahmen persönliche Eindrücke aus Eben-Ezer mit, die nachhaltig wirken. Jürgen Berghahn dankte für einen lehrreichen Tag, der ihm in Erinnerung bleiben werde. Der Parlamentarier aus Lippe nimmt detaillierte Informationen für Fachgespräche mit dem zuständigen Minister Guntram Schneider mit. Günter Garbrecht betonte bei seinem Besuch die Überzeugung, dass Förderschulen wie die Topehlen-Schule auch in Zukunft unverzichtbar blieben.

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