Erklärung der Stiftung zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Der 5. Mai als Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen steht nahe liegender Weise unter dem Motto "Inklusion – Dabei sein! Von Anfang an". Bundesweit werden Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe und –selbsthilfe mit Aktionen und Demonstrationen auf diese Forderung aufmerksam machen. Die Stiftung Eben-Ezer nimmt den Tag, der in Deutschland von der Aktion Mensch gefördert und organisiert wird, auch zum Anlass, die gute Partnerschaft mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe als großem Kostenträger, mit den Verantwortlichen in der Stadt Lemgo, dem Kreis Lippe und vielen Kooperationspartnern in Schulen, Kirchengemeinden und Vereinen am Ort zu würdigen.

"Wir erleben eine große Integrationsfähigkeit der Region", sagt Pastor Adam. "Natürlich sind wir nicht am Ziel, Gleichberechtigung bleibt eine Vision, aber die Richtung, in die wir die Dienste und Hilfen der Stiftung entwickeln, stimmt." In einer Pressekonferenz, die zum Auftakt der dreitägigen Expertenveranstaltung zur Umsetzung der UN-Konvention in der Verwaltung von Neu Eben-Ezer stattfand, machte die Referentin im Referat "Grundsatzfragen der Behindertenpolitik, Gleichstellung behinderter Menschen" im Bundesministerium für Arbeit und Soziales Moira Kettner deutlich, dass die Konvention keinen rechtsverbindlichen Charakter hat. "Man kann damit auch nicht vor Gericht neue Gesetze einklagen. Nationale Verträge müssen folgen." Das Ministerium von Ursula von der Leyen arbeitet zur Zeit mit Hochdruck an einem Aktionsplan zur Umsetzung der Konvention, nicht nur auf Bundesebene. Die Rückkopplung mit der Basis ist ein wichtiges Element und eine Chance, Expertenwissen aus der Praxis an die Politik zu vermitteln, die die Stiftung Eben-Ezer nutzt.

Die Stiftung hat, wie im diesjährigen Jahresbericht ausführlich dargelegt, bereits viele Forderungen der Konvention betriebsintern formuliert und sich an die Umsetzung gemacht. Neben quartiernahen Wohnverhältnissen nimmt dabei die Teilhabe behinderter Menschen an der Arbeitswelt einen großen Stellenwert ein. Mehr als 500 Menschen arbeiten auf angepassten Arbeitsplätzen in den Werkstätten der Stiftung mit Landwirtschaft und Gartenbau und in den Servicebetrieben Eben-Ezers. Arbeit bedeutet Würde, Tagesstruktur, soziale Kontakte und Bedeutsamkeit. In der Werkstatt für behinderte Menschen begleitet ein Integrationsassistent Beschäftigte, die den Wunsch und die Fähigkeit haben, in den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln. Die sechs Arbeitsplätze im Café Vielfalt im HAUS DER VIELFALT, die sich die Lebenshilfe Lemgo und die Stiftung Eben-Ezer teilen, werden als ausgelagerte Arbeitsplätze der WfbM eingestuft und dementsprechend gefördert. Diese erhöhen ihre Vermittlungschancen auf sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, mindestens stellen sie aber eine weitere, individuell stimmige Form von Teilhabe von behinderten Menschen am Arbeitsleben dar.

Anlässlich des 5. Mai, der mit zahlreichen Initiativen und Aktionen zur Gleichstellung behinderter Menschen aufruft, plädiert die Stiftung Eben-Ezer im Namen von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden dafür, behinderte Menschen nicht ausschließlich als Hilfeempfänger zu sehen, sondern als Bürgerinnen und Bürger, die - z.B. in der Werkstatt - ihren Beitrag zur Gestaltung des Gemeinwesens leisten. Ein selbstverständlicher werdendes Vorkommen behinderter Menschen in der Alltagswelt, so Pastor Adam, bedeute ein Mehr an menschlichem Maß in der Gesellschaft, denn es setze dem auf reibungsloses Funktionieren ausgerichteten Leistungs- und Verwertungsdenken, unter dem immer mehr Menschen leiden, einen Kontrapunkt entgegen. "Menschen, die besondere Hilfen brauchen, erinnern die Gesellschaft daran, dass Unvollkommenheit und Hilfebedürftigkeit ebenso zu unser aller Menschlichkeit gehört wie die Fähigkeit, Leistungen zu erbringen und Hilfe zu geben."

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