Forschungen zur Eugenik

Studierende der FH der Diakonie forschen zur Eugenik im Nationalsozialismus

Während der NS-Zeit sind auch Bewohnerinnen und Bewohner der Stiftung Eben-Ezer mit Zustimmung der damaligen Anstaltsleitung sterilisiert worden.

Die Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld-Bethel, zu deren Gesellschafterinnen die Stiftung Eben-Ezer zählt, hat im Wintersemester 2017/2018 ein Seminarmodul „Historische Erkundungen am Beispiel der Eugenik im Nationalsozialismus “ angeboten. Daran beteiligten sich insgesamt 18 Studierende. Seit Oktober 2017 hatten sie unter Anleitung von Seminarleiter Reinhard Neumann von der Fachhochschule der Diakonie gemeinsam mit Dr. Frank Konersmann Akten aus den 1920iger, 1930iger und 1940iger Jahren lesen und auszuwerten gelernt. Dazu besuchten die Studierenden auch das Historische Archiv der Stiftung Eben-Ezer und studierten die Akten vor Ort.

Zu den Studentinnen und Studenten gehörten sechs Teilnehmerinnen aus Eben-Ezer, die berufsbegleitend studieren. Alle Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer präsentierten am letzten Februarsamstag ihre Ergebnisse in der Fachhochschule. Zu Beginn stellte Heinrich Bax die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit zu Sterilisation und „Euthanasie“ vor, die er seit Jahren betreibt und darüber auch auf die Namen der Opfer der „Euthanasie“ aus Eben-Ezer gestoßen ist.

„Das Seminar trägt zur historischen Bildung bei. Es lädt zur Reflektion heutiger politischer Entwicklungen und der Positionierung von Diakonie ein“,  sagte Pastor Dr. Bartolt Haase, Theologischer Vorstand der Stiftung.

„Sehr packend war es für mich, anhand der Akten zu verfolgen, wer die handelnden Akteure waren und wie ihr Netzwerk funktionierte“, erklärte Solveig Rampler, die zusammen mit Sabrina Topf über die Auswertung der Akte 51 berichtete. Hier war sie auf die Korrespondenz zwischen dem Eben-Ezer Anstaltsarzt Max Fiebig (1929 bis 1936 in Eben-Ezer) mit dem Rassenhygieniker und Psychiater Ernst Rüdin gestoßen, der bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts für staatliche Eingriffe in die Fortpflanzung plädiert hatte. Mit vielen anderen Medizinern und Beamten gehörten Fiebig und Rüdin zu den Medizinern, die unhaltbare „Theorien“ zu ererbtem Schwachsinn aufgestellt haben.

Diese kamen auch bei Wilhelm Nolting zum Tragen. Er wurde als „fortpflanzungsgefährlich“ eingestuft und sterilisiert. Durch Komplikationen bei der Sterilisation trug er anhaltende gesundheitliche Schäden mit Auswirkungen auf seine Arbeitsfähigkeit davon. „Nützlich“ zu sein war aber eine der wenigen Chancen, als behinderter Mensch das mörderische System zu überleben. Wilhelm Nolting kam über Warstein in die sogenannte Zwischenanstalt Eichstädt, wo er 1941 mit 30 Jahren starb.

Das Seminar soll im Sommersemester 2018 fortgesetzt werden. In Planung ist u.a. ein Film, der die Recherchearbeit der Studierenden dokumentiert.

 

 

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