Frühjahrstreffen der Lippischen Archivare

Arbeitskreis der Lippischen Archive trifft sich im Stiftungsarchív Eben-Ezer

Der seit 2009 bestehende Arbeitskreis dient als ein Forum des Informations- und Meinungsaustausches und zuweilen auch der Planung gemeinsamer Veranstaltungen zwischen den im Kreis Lippe angesiedelten städtischen, staatlichen, universitären, diakonischen und kirchlichen Archiven. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen sich alljährlich im Frühjahr und Herbst reihum in einem der lippischen Archive. Das diesjährige Frühjahrstreffen des Arbeitskreises fand am 18. April 2023 im Kirchlichen Zentrum Eben-Ezers statt, an dem Vertreterinnen und Vertreter von neun Archiven teilnahmen: Dr. Stefan Schröder (Westfälisches Archivamt Münster), Dr. Johannes Burkardt (Landesarchiv Detmold), Dr. Hansjörg Riechert (Kreisarchiv Lippe), Katja Wiebe (Archiv der Lippischen Landeskirche), Dr. Bärbel Sunderbrink (Stadtarchiv Detmold), Marcel Oeben (Stadtarchiv Lemgo), Lars Sonnenberg (Stadtarchiv Lage) und Fabian Bond (Universitätsarchiv der Fachhochschule Lippe) sowie Claudia Baumhöfener und Dr. Frank Konersmann (diakonisches Stiftungsarchiv Eben-Ezer).

Zu Beginn des Treffens richtete Falko Heise von der Geschäftsführung Eben-Ezer ein Grußwort an die Teilnehmer des Frühjahrtreffens. Er betonte die Wichtigkeit des Stiftungsarchivs, um eine professionelle Beschäftigung mit der Geschichte der Einrichtung, ihrer Bewohner und ihrer Beschäftigten zu gewährleisten. So habe das Stiftungsarchiv beispielsweise an der seit November 2017 institutionell verankerten Erinnerungskultur über Vorgänge während der NS-Zeit in Eben-Ezer mitgearbeitet und ein digitales Gedenkbuch mit 37 Biographien über ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner erstellt, die 1937 nach Warstein verlegt wurden und von denen die meisten in sogenannten ‚Zwischenanstalten‘ und ‚Tötungsanstalten‘ zu Tode kamen oder ermordet wurden. In jüngster Zeit ist das Stiftungsarchiv mit der Aufhellung von Vorgängen zweifelhafter Medikation in Eben-Ezer zwischen 1945 und 1975 befasst gewesen, worüber im November 2022 eine Fachtagung in der Kapelle von Alt-Eben-Ezer stattgefunden hat und wo erste Ergebnisse vorgetragen worden sind.

Den thematischen Schwerpunkt der Gespräche auf dem Archivtreffen bildeten die verschieden gelagerten technischen Herausforderungen für Archive, die gemäß einer seit 2009 bestehenden Gesetzesvorgabe das anfallende Schriftgut verschiedener Behörden und Institutionen digital zu archivieren bzw. zumindest die technischen Voraussetzungen hierfür bis 2030 zu schaffen haben. Bei der praktischen Umsetzung zeichnen sich inzwischen verschiedene Problemfelder ab, die vor allem am Beispiel der Überlieferung von Standesämtern und Schulverwaltungen diskutiert wurden. Berichtet wurde von Unterschieden in der Befolgung dieser gesetzlichen Auflage durch Kommunen und auch von etlichen Problemen beim Transfer digital erstellten Verwaltungsschriftgutes in die Langzeitarchivierung durch das zuständige Archiv. Denn manche Software-Programme, die in der Verwaltung verwendet werden, sind nicht immer mit denen zu vereinbaren, die im Archiv üblich sind.

Bei solchen und anderen Fragen der Langzeitarchivierung bietet das westfälische Archivamt in Münster Beratung an und führt auch Schulungen im Umgang mit speziellen Software-Programmen durch, worauf Dr. Stefan Schröder in seinem Bericht vom westfälischen Archivamt aufmerksam machte. Es schlossen sich Kurzberichte über aktuelle Aktivitäten aus allen anderen Archiven an. So berichtete Marcel Oeben vom Stadtarchiv Lemgo von einem Vorhaben, ein digitales Gedenkbuch zur NS-Geschichte der Stadt zu erstellen; hieran will sich beispielsweise die Gedenkstätte Frenkel-Haus in Lemgo beteiligen. In einem aktuellen Vorhaben widmet sich das Stadtarchiv Lemgo dem Dreißigjährigen Krieg und seinen Folgen auf die Stadt und ihre Umgebung von 1623 an, als erste Truppen in Lemgo einquartiert wurden. Zu diesem Zweck ist eine digitale Audio-Präsentation in Arbeit, die im Herbst dieses Jahres zugänglich gemacht werden wird.

Im Anschluss an diese Runde mit Berichten aus den einzelnen Archiven führten Claudia Baumhöfener und Dr. Frank Konersmann durch die verschiedenen Räume des Stiftungsarchivs Eben-Ezer. Dabei erläuterten sie den jeweiligen Bearbeitungsstand der verschiedenen Aktenbestände und auch die verschiedene Herkunft der Fachbücher der Archivbibliothek, die im Büro des Stiftungsarchivs untergebracht ist, das sich im Erdgeschoss der Hauptverwaltung befindet.

Das Herbstreffen des Arbeitskreises wird am 24. Oktober 2023 im Stadtarchiv Lage stattfinden, wo Lars Sonnenberg tätig ist. Dann wird die dort verwendete Software für die Langzeitarchivierung vorgestellt.  

 

 

 

 

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