Gedenktafel in Buchenwald

Gedenken an Gründer der Schlesischen Diakonie Pfarrer Karol Kulisz

Zirka 20 Menschen aus drei Ländern in der Mitte Europas – Tschechien, Polen und Deutschland - trafen sich am Morgen des 11. September 2020 auf dem Parkplatz der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Gemeinsam wollte man in einer feierlichen Zeremonie die Tafel zum Andenken an Pfarrer Karol Kulisz einweihen. Sie ist im Vorraum des ehemaligen Krematoriums des Konzentrationslagers Buchenwald angebracht. Dorthin wurde der evangelische Theologe nach seiner Verhaftung durch die Nazis am 1. September 1939 verschleppt und im dortigen Lagerarrest (Bunker) am 8. Mai 1940 ermordet. Die Gedenktafel sollte eigentlich bereits am 8. Mai 2020, dem achtzigsten Todestag von Pfarrer Kulisz, enthüllt werden. Corona hat das verhindert. Karol Kulisz war Gründer und Leiter der Diakonissenanstalt Dzięgelów bei Teschen, heute im Grenzgebiet von Tschechien und Polen auf polnischer Seite gelegen. Er war ein Mann der Tat, der sich sozial und politisch engagierte und zahlreiche Schriften verfasste. Für seine Überzeugungen, für die er lebte, wirkte und stritt, wurde er schließlich ermordet. Zeit seines Lebens und darüber hinaus hat er viele Menschen beeindruckt und beeinflusst. So ist es den Nationalsozialisten nicht gelungen, mit Karol Kuliszs sterblichen Überresten auch sein Lebenswerk zu vernichten. „Ganz im Gegenteil: Trotz auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges teilweise sehr schwieriger staatlicher und gesellschaftlicher Umstände fanden sich immer Menschen, die seine Arbeit mit und für ihre Mitmenschen fortsetzten und fortsetzen“, sagte der Kommissarische Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Dr. Philipp Neumann-Thein in seiner Begrüßungsansprache.

Nach einer feierlichen Zeremonie enthüllten Pastor Dr. Bartolt Haase (Theologischer Vorstand Eben-Ezer), Altbischof Jan Waclawek (Schlesische Evangelische Kirche Teschen) und Pfarrer Marek Londzin (Direktor des Frauendiakonats Dzięgelów) die Gedenktafel im Vorraum des Krematoriums. Eben-Ezer und die Schlesische Diakonie sind schon seit vielen Jahren partnerschaftlich verbunden. Bereits beim Aufbau der Schlesischen Diakonie nach der politischen Neuorientierung nach 1990, wirkte die Stiftung Eben-Ezer unterstützend mit. Im Oktober feiert die Schlesische Diakonie in Tschechien ihr dreißigjähriges Bestehen. Zusammen mit ihren Partnern aus Lemgo und Dzięgelów besinnt man sich im Rahmen dieses bemerkenswerten Jubiläums auch besonders auf den Gründervater Pfarrer Karol Kulisz. Vor diesem Hintergrund initiierte und organisierte Pfarrer i.R. Miroslav Danys, der die Partnerschaft der Stiftung Eben-Ezer und der Schlesischen Diakonie koordiniert, auch das Gedenken in Buchenwald.

Die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar ist einer der wichtigsten Erinnerungsorte für die Nazi-Verbrechen in Deutschland. Jährlich besichtigen rund 500.000 Besucher aus aller Welt das ehemalige KZ, in dem die Nazis zwischen 1937 und 1945 knapp 300.000 Menschen inhaftierten und zirka 56.000 ermordeten.

 

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