Inspiration und Deutungen: Ausstellung "Vom Zeichen zum Licht" ging zu Ende

Am letzten Tag des Februars ging auch die große Werksaustellung mit Arbeiten des russischen Künstlers Wladimir Naumez zu Ende. Rund 50 Gäste hatten sich im locker bestuhlten Kirchlichen Zentrum eingefunden, um noch einmal die großflächigen, expressionistischen Bilder auf sich wirken zu lassen, die hier seit Mitte November ihre temporäre Heimat gefunden hatten. Die über zwanzig Werke wurden der Stiftung vom Bielefelder Sammler und Freund Eben-Ezers Dr. h.c. Lutz Teutloff übereignet. Entstanden sind sie in der Dekade von 1980 bis 1990 in der Sowjetunion. Naumez gehörte zu einer Gruppe junger Avantgardisten, die ihre Werke verstecken mussten, da sie der autoritäre Sowjetstaat als Provokation verstand. Wladimir Naumez studierte an der Moskauer Höheren Kunstschule für Industrie. Seit 1988 werden seine Werke international ausgestellt, unter anderem in New York, Paris, Bern, Hamburg und London. Ebenfalls seit 1988 lebt der aus Odessa in der Ukraine stammende Künstler mit seiner Frau Irina in Köln.

Dem Theologischen Direktor Pastor Hermann Adam war diese Finissage, der letzte Tag der Ausstellung, eine Herzensangelegenheit. Seine Gedanken und Gefühle zu den Bildern - häufig nahm er sich in den letzten Monaten die Zeit, sie eingehend zu betrachten - stellte er in einem sehr persönlichen Vortrag vor und gab Anleitungen zur Deutung der Kunst, die der Künstler selbst nie kommentiert hat. In dem einen Bild, in Farbton und Struktur dem Turiner Grabtuch ähnelnd, meinte er das Antlitz des leidenden Jesu Christi zu erkennen. Komponiert ist es aus unzähligen kleinen Zahlen und Kreuzen, was man aber nur bei genauem Hinsehen erkennen kann. Das Kreuz ist die Obsession von Wladimir Naumez. Seine abstrakten, expressionistischen Bilder haben durchweg das Kruzifix zum Thema. "Vom Zeichen zum Licht" lautete denn auch der bezeichnende Titel der Ausstellung. Sowohl Pastor Adam als auch der anwesende Spender Dr. Teutloff gingen in ihren Ausführungen darauf ein, wie gut Kunst und Kirche zusammen passen würden. Der Glaube sei ein Quell künstlerischen Schaffens, so Pastor Adam, ob russisch-orthodox oder protestantisch – die Konfession spiele dabei keine Rolle. Also kein Zufall, dass die Bilder wie gemacht für das Kirchliche Zentrum wirkten und man sie eigentlich nicht mehr hier missen möchte.

Über die leicht wehmütige Abschiedsstimmung trösteten die eindrucksvollen musikalischen Beiträge von Stiftungskantorin Anna Ikramova an der Orgel und am Klavier in Begleitung der Saxophonistin Martina Ebert aber schnell hinweg.

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