Ministerin Middendorf besucht Intensiv-WG

Claudia Middendorf besucht Intensiv-Wohngemeinschaft „Leben intensiv“ am Klinikum Lemgo

Im Frühjahr 2017 eröffnete auf dem Gelände des Klinikum Lippe in Lemgo eine Wohngemeinschaft für intensivpflegebedürftige Menschen. Grunderkrankungen wie eine fortgeschrittene MS oder ALS können diese Behandlung ebenso notwendig machen wie schwere Ereignisse, z.B. eine ausgeprägte Hirnblutung oder hohe Querschnittslähmung. Allen Patienten steht das Team des gemeinsamen „Intensiv- und Palliativpflegedienst“ von Diakonie ambulant und Klinikum Lippe 24 Stunden am Tag zur Verfügung.

Kürzlich informierte sich Landesbehinderten- und Patientenbeauftragte Claudia Middendorf auf Einladung von Marianne Ulbrich, Geschäftsführerin der Diakonie Ambulant und Intensiv- und Palliativ-Pflegedienst Lippe gGmbH vor Ort. Begleitet wurde sie von dem stellvertretenden Vorsitzendem der CDA Lippe Michael Berg und dem Beisitzer Daniel Christman-Brunsiek.

Claudia Middendorf fühlt sich durch ihr Studium der Sozialpädagogik an der Katholischen Fachhochschule Paderborn eng mit der Region OWL verbunden. Während eines zweistündigen Besuchs im Rahmen ihrer Sommertour sprach die Politikerin, die sich in enger Absprache mit Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW befindet,  mit der Geschäftsführung und Pflegekräften, Vertreter*innen des Klinikums und zwei Patientinnen.

In hellen modernen und freundlichen Räumen arbeiten bei einer vollständigen Belegung aller 11 Plätze über 25 Mitarbeiter. Die Patienten erfahren durch den Betreuungsschlüssel von 2:1 viel Sicherheit und Zuwendung. „Unser Vorteil ist, dass wir sehr flexibel beim Personaleinsatz reagieren können“, erklärt Marianne Ulbrich und ergänzt „ Wenn die 11 Plätze in der WG nicht vollständig besetzt sind, können Fachkräfte aus dieser Abteilung in den anderen Aufgabengebieten der Diakonie ambulant gGmbH eingesetzt werden oder- im gegenteiligen Fall-von dort einspringen. “Eine Situation, die unabhängig macht. Diakonie ambulant war bis 2016 ein Verein und hat vor gut zweieinhalb Jahren gemeinsam mit der Stiftung Eben-Ezer die „Diakonie ambulant gGmbH“ gegründet.

Nach längerem Aufenthalt auf den von Hektik geprägten Intensivstationen erleben die Patienten der Beatmungs-WG erstmals wieder Ruhe und auf Wunsch endlich wieder ein Verweilen im Grünen. Alles ist ebenerdig angelegt, ein Zugang zum begrünten Innenhof sogar im Bett möglich „Das ist ihr Zuhause“, erklärt Doris Liebig, Pflegfachkraft. Sie und ihre Kollegin Sylvia Schimkat betonen, dass ihre Arbeit sie zufrieden mache. „Wir bekommen viel von den Patient*innen zurück.“ 43 Menschen hat das Team bislang versorgt, einige konnten nach Monaten der Versorgung mittlerweile ohne invasive Beatmung auch wieder in ihre Häuslichkeit zurück.

Anja Rethmeier-Hanke vom Klinikum unterstrich die enge Zusammenarbeit zwischen der Beatmungs-WG und der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Klinikum Lippe. „Was Minister Spahn im aktuellen Gesetzesentwurf Reha- und Intensivpflege-Stärkungsgesetz –RISG fordert, ist auf dem Gesundheitscampus in Lemgo längst Realität. Die jüngste Gesetzesinitiative ist auch der Tatsache geschuldet, dass deutschlandweit Patienten von Intensivstationen in die ambulante Versorgung verlegt werden, ohne dass eine vorherige ausgiebige Entwöhnung von der Beatmung (Weaning) stattgefunden hat. Im Klinikum in Lemgo gibt es seit einigen Jahren eine sogenannte Weaningstation, für alle Patienten, die nicht auf Anhieb auf der Intensivstation entwöhnt werden konnten. Die Nachfrage von Kliniken sei überregional bis nach Hannover bzw. Osnabrück. Bei Patienten, die auch nach vielen Versuchen nicht von der Beatmung entwöhnt werden können, arbeite man eng mit der Beatmungs-WG zusammen. Der Weg in die Beatmungs-WG sei aber keine Einbahnstraße, da sich die Patienten im Zeitverlauf wieder auf der Weaningstation vorstellen würden. Genau das beabsichtige Minister Spahn mit der Gesetzesvorlage, „die Potenziale des Patienten zur Beatmungsentwöhnung wirklich auszuschöpfen“. Dies gelinge nur durch sektorenübergreifende Zusammenarbeit.

Von Claudia Middendorf sowie Michael Berg und Daniel Christman-Brunsiek wurde die Frage des Ärztemangels aufgegriffen, gerade für Pailliativmedizin seien doch sicher schlecht Ärzte zu bekommen? Dr. Helmut Middeke verneinte das, nicht zuletzt aus dem Grunde, weil die Kolleg*innen des Pflegedienstes in diesem Feld hervorragende Arbeit leisten und jeder Arzt wisse, dass sie hinter ihm stünden. „Die meiste Arbeit in diesem Bereich wird von den Pflegekräften geleistet, nächtliche Einsätze inbegriffen. Lassen Sie es mich mal so sagen: Ohne die Pflegkräfte wären wir Ärzte im Palliativbereich nichts, und das wissen wir auch.“

 

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