Und den Daumen nicht vergessen…

Nach einer gewissenhaften Handwäsche - inklusive Daumen - bindet die angehende Service-Crew für das HAUS DER VIELFALT die dunkelroten Schürzen um und geht ans Zwiebelschneiden und Sellerieputzen, Möhre und Apfel ebenfalls. Jürgen Lebrecht weist sich als Küchenprofi aus: "Wenn man die Augen vorher nass macht, muss man nicht weinen beim Zwiebelschneiden."

Schwupps ins brutzelnde Butterschmalz mit dem Schnittgut und gewissenhaft wenden. Dann ablöschen und pürieren. "Achtung, den Pürierstab schön nach unten drücken." Andreas Strothmann geht von Team zu Team und behält derweil das Tramezzini-Brot im Auge, das im Ofen aufgeht. Zum Abschmecken wird die Suppe auf Unterteller gefüllt. Sie schmeckt nach guten Zutaten und müsste eigentlich kaum noch gewürzt werden. Die Suppe wird mit Sicherheit auf der Speisekarte des zukünftigen Café im HAUS DER VIELFALT erscheinen.

"Kleine Speisen und Snacks werden wir in der Küche des HAUS DER VIELFALT zubereiten", erklärt Andreas Strothmann, der das Haus leiten wird. Der Mittagstisch wird aus der Küche in Eben-Ezer geliefert. Torten und Kuchen werden dort auch selbst hergestellt. "Ich kann kochen und backen", Jürgen Lebrecht deutet mit einem knappen Kopfnicken auf einen prächtigen russischen Zupfkuchen, den er heute mitgebracht hat. "Für den Nachtisch", erklärt er.

Katrin Langewitz und Jürgen Lebrecht"Ich möchte servieren", sagt Katrin Langewitz sehr entschieden und ein so gewinnendes Lächeln blitzt über ihr Gesicht, dass man sofort dafür ist. Katrin ist eine der Bewohnerinnen und Bewohner, die Andreas Strothmann bis zum Herbst dieses Jahres für die Arbeit in der Küche, am Tresen und im Service des Café VIELFALT ausbildet. Sechs Stellen werden dabei mit behinderten Menschen besetzt, zwei davon kommen von der Lebenshilfe.

Zurzeit ist noch Bewegung in der Sechsergruppe. Jamila ist heute das erste Mal dabei, eine Interessentin hat es sich inzwischen bereits wieder anders überlegt und möchte nicht mehr kommen. Alle drei Wochen trifft sich die Gruppe zum Vorbereitungstraining in der Lehrküche der Topehlen-Schule. Im Herbst wird dann das neue Team fest stehen. Jürgen Lebrecht, Helene Kleine und Katrin Langewitz wollen auf jeden Fall dazu gehören.

Das Training für die Servicekräfte ist nur eine von Andreas Strothmanns Baustellen rund ums HAUS DER VIELFALT. In Lemgo ist er mit Geschäftsinhabern, Kulturvertretern und Vereinen im Kontakt und bereitet die Zusammenarbeit vor. Alle 14 Tage trifft er sich mit dem Vorstand, dem Architekten Brand, dem Leiter des Stiftungsbereichs Wohnen, Wilhelm Brinkmann, und dem Leiter der Servicebetriebe Christopher Heine vor Ort in der Mittelstraße 6. "Aktuell wählen wir die Bodenbeläge aus. Holz ist schön und würde auch gut zu der historischen Bausubstanz des Hauses passen, aber es ist eben auch empfindlich", sagt Andreas Strothmann.

Andreas Strothmann schneidet Brot aufDer gelernte Ökotrophologe hat 9 Jahre den hauswirtschaftlichen und technischen Bereich einer Altenhilfeeinrichtung geleitet und war dort für siebzig Mitarbeiter verantwortlich. Seit einem guten halben Jahr arbeitet er jetzt in Eben-Ezer.

"Es war an der Zeit für eine neue Herausforderung und die Chance, ein so attraktives Projekt wie das HAUS DER VIELFALT es ist, von Anfang an mit gestalten zu können - das war eine einmalige Gelegenheit.

"Hier musst du noch ein bisschen ziehen", weist Katrin Jürgen an und prüft die noch nicht ganz gleichlangen Seiten der Tischdecke. Andreas Strothmann achtet darauf, dass beim Eindecken die Teller einander genau gegenüber stehen. Jamila faltet die cremefarbenen Servietten, während Ramona das noch ofenwarme, köstlich duftende Brot aufschneidet und Andreas Strothmann als i-Tüpfelchen geröstete Selleriewürfelchen zur Suppe gibt.

Noch ein halbes Jahr, dann wird das Team mit Herzenslust und Feuereifer in der Mittelstraße 6 für die Gäste da sein, die sich dort im Cafe Vielfalt verwöhnen lassen, in der Kunstwerkstatt stöbern oder das Kleinkunstprogramm genießen.

+ Zurück