Was macht Corona mit Menschen mit Behinderungen?

Politikerinnen informierten sich vor Ort

Kurz vor Weihnachten besuchten Carina Gödecke, Vizepräsidentin des Landtages NRW, und Ellen Stock, Mitglied des Landtags NRW aus Lage, die Wohnanlage der Stiftung Eben-Ezer in der Hermann-Löns-Straße in Bad Salzuflen. Sie wollten sich über die aktuelle Situation von Menschen mit Behinderungen in stationären Einrichtungen in Zeiten von Corona machen. Begleitet wurden von sie von Michael Meier, dem Vorsitzenden des Sozialausschusses des Bad Salzufler Stadtrates, der das Treffen arrangiert hatte. Passend zur Weihnachtszeit hatten die Besucher zahlreiche Schokoladen-Nikoläuse im Gepäck – für jeden der insgesamt 32 Bewohner*innen der Anlage einen. „Das wird für strahlende Augen sorgen“, war sich Madlen Engelhardt sicher. Die Bereichsleiterin Wohnen der Stiftung begrüßte die Gäste zusammen mit dem Vorstand Dr. Bartolt Haase und Udo Zippel. Die Mitarbeiterin im Betreuungsdienst der Einrichtung Sandra Fritsch und die Bewohnersprecherin Angelika Frenke warteten schon im Gemeinschaftsraum, in dem das Gespräch stattfand. „Ihr Besuch ist uns sehr wichtig. Wir freuen uns, dass wir gesehen und wertgeschätzt werden“, so Sandra Fritsch zur Begrüßung.

Der Theologische Vorstand Dr. Haase berichtete von den ersten Ahnungen, die der Leitende Arzt der Stiftung Thorsten Löll Anfang 2020 hatte: „Da kommt etwas auf uns zu!“, konstatierte der Mediziner schon sehr frühzeitig. Man nahm die Warnung sehr ernst, schloss Werkstatt und Schulen, sagte Veranstaltungen ab und überstand die erste Welle weitgehend ohne Infektionen. Richtig ernst wurde es mit der zweiten Welle im Herbst/Winter 2020. Die Stiftung verzeichnete ein massives Infektionsgeschehen, einzelne Wohnanlagen wurden unter Quarantäne gestellt und es gab auch Todesfälle. Mit einem frühen Impfstart und der konsequenten Einhaltung von coronakonformen Verhaltensweisen auf allen Seiten konnten die Infektionen aber gut eingehegt werden. „Im Jahr 2021 hatten wir nur noch Einzelfälle und keine schweren Verläufe mehr“, so Dr. Bartolt Haase. Sehr zufrieden ist er mit der Impfquote von neunzig und mehr Prozent bei Mitarbeitenden und Klient*innen.

Carina Gödecke wollte wissen, wie die Bewohner mit der Situation im Lockdown zurechtgekommen sind: „Wie war das für Sie?“, fragte sie die Bewohnervertreterin Angelika Frenke. „Wir waren 24 Stunden in der Gruppe. Das war sehr anstrengend“, war die Antwort. Zum Glück bekamen Bewohner, die wie Angelika Frenke Beschäftigte der Werkstatt sind, Arbeit ins Homeoffice geliefert. Das habe abgelenkt und Mut gemacht, so Einrichtungsleiterin Sandra Fritsch. „Es gab auch schöne Momente.“

Dr. Bartolt Haase und Udo Zippel wandten sich mit dem Wunsch an die Volksvertreterinnen, sich für eine Überprüfung der Einkommenssituation von Menschen mit Behinderungen in Werkstätten einzusetzen, denn hier geschehe eine systematische Umverteilung zu Lasten von Leistungsträgern. „Das ist ein Unding“, so der Kaufmännische Vorstand Udo Zippel.

Carina Gödecke und Ellen Stock versprachen, das Anliegen mit in den Landtag nach Düsseldorf zu nehmen.

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