Besuch der Beauftragten des Landes NRW

Besuch von Claudia Middendorf hinterlässt starken Eindruck

Am 2. Juli besuchte die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen die Stiftung Eben-Ezer. Sie war auf Einladung von Eben-Ezer und des Vereins „…an die Arbeit e.V.“ gekommen, dessen Vorsitzender Walter Kern ein guter Freund von Frau Middendorf ist. Nach einem intensiven Austausch mit der Geschäftsführung Maike Krüger und Falko Heise führte sie ein Gang über das Gelände von Neu Eben-Ezer ins Wohnheim Bethanien. Hier informierte sie sich bei den Mitarbeitenden über die Anforderungen, die die herausfordernde Pflege der sehr schwer beeinträchtigen Menschen, die hier leben, an die Fachkräfte stellt. Sie war sehr beeindruckt von dem, was dort geleistet wird. Das brachte sie auch in dem Impulsreferat „Gegenwart und Zukunft der Pflege“ zum Ausdruck, das sie im Anschluss im Kirchlichen Zentrum vor zahlreichen Gästen hielt. Zunächst stellte sie sich dem Publikum aber persönlich und mit ihrem Aufgabengebiet vor. Die 56-Jährige hat ihren Vater 16 Jahre lang berufsbegleitend gepflegt. Ihr sind daher die Belastungen pflegender Angehörigen bekannt und die Stärkung ihrer Rolle ist ihr sehr wichtig. Ihr Aufgabengebiet als Vertreterin der Interessen von Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten liegt zum einen darin, Kontakte zu Verbänden und Vertretungen zu knüpfen. Zur Verdeutlichung der Dimension: Allein an Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland rund 800 (!) an der Zahl. Des Weiteren hält sie Kontakte zu den Kosten- und Leistungsträgern und bearbeitet Bürgeranfragen. Das sind rund 100 im Monat. Unterstützt wird sie von einem 10-köpfigen Team. „Meine Leute können über Langeweile nicht klagen“, sagt sie und schmunzelt. Eine Reihe weiterer Aufgaben wie die Verantwortung für die Koordinierungsstelle für Interessenvertretungen, die Monitoring- und Beschwerdestelle und das Netzwerken mit kommunalen Beauftragten, Werkstatträten und Frauenbeauftragten, Ombudspersonen sowie Bürgerinnen und Bürgern kommen zu ihrem breiten Aufgabengebiet hinzu.

Im zweiten Teil ihres Vortrags ging Claudia Middendorf auf die aktuelle Situation in der Pflege ein. Diese ist gekennzeichnet durch eine hohe Belastung des Pflegepersonals und durch Personalmangel, wachsende Anforderungen durch Bürokratie, eine hohe emotionale Belastung zum Beispiel bei der Sterbebegleitung, komplexe Krankheitsbilder und Sprachbarrieren sowie die drohende Altersarmut von pflegenden Angehörigen – das sind nur einige Aspekte. Dem entgegenwirken können ein Ausbau der Finanzierung über die Kranken- und Pflegeversicherung, die Stärkung des Ehrenamtes in der Pflege und mehr Unterstützung und Wertschätzung für pflegende Angehörige. Diesen müssten viel mehr Entlastungsangebote gemacht werden, zum Beispiel durch niederschwelligen Zugang zu Kuren und Reha-Angeboten. Das müsse von der Politik wahr- und ernstgenommen werden, fordert Claudia Middendorf.  Auch die Digitalisierung und Robotik könnten in der Zukunft wirksame Entlastungen bringen.

Im Anschluss an den Vortrag konnten die Teilnehmenden der Politikerin ihre Vorstellungen von einer besseren Pflege und Forderungen mit auf den Weg geben. Claudia Middendorf hatte zuvor versprochen, die Anregungen mit nach Düsseldorf zu nehmen und sie dort an die richtigen Adressaten zu bringen. „Ich habe meinen Rucksack dabei, da passt eine Menge rein.“

Folgende Punkte wurden unter anderem angesprochen:

-              Zuwanderung nicht nur von Fachkräften fördern, sondern direkt junge, engagierte Menschen ansprechen, zum Beispiel über den Bundesfreiwilligendienst

-              Anerkennungsverfahren von Abschlüssen verkürzen/vereinfachen

-              Sprachkurse für ausländische Mitarbeiter anbieten

-              Entbürokratisierung der Pflege

-              Willkommenskultur etablieren

Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Nah am Menschen – Job mit Sinn“, die am 11. November mit einer Folgeveranstaltung fortgesetzt wird.

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